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US-Regierung bejubelt leicht rückgängige Inflation

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US-Regierung bejubelt leicht rückgängige Inflation

Grüezi miteinander und herzlich willkommen bei coprnic.us

Ich durfte in den letzten drei Jahren enorm viel über Bitcoin und Makroökonomie lernen. Nach mehreren hundert Stunden einlesen, Twitter Diskussionen führen und beobachten und insbesondere auch Podcasts verschlingen, hat mich diese faszinierende Technologie gepackt wie noch selten etwas vorher. Ich bin überzeugt davon, dass Bitcoin künftig ähnlich weitreichende Auswirkungen auf unser Leben haben wird wie Penicillin, das Internet oder die Erfindung des Verbrennungsmotors. Ich möchte nicht nur das Erlernte mit euch teilen, sondern primär auch die aktuellen Geschehnisse und die Verbindung von Geldpolitik und unserem Alltag gemeinsam erkunden. Ich freue mich auf das Abenteuer und bin gespannt auf eure Themenwünsche, Fragen oder natürlich sehr gerne auch Kritik.

Haben wir die Spitze der Inflation überwunden?

Am vergangenen Mittwoch, 10. August, hat die Finanzwelt wieder gespannt in die USA geschaut. Die Inflations-, resp. Konsumentenpreise, vom Monat Juli wurden veröffentlicht. Nach dem über 40 Jahre alten Rekord von 9.1% im Juni wurden durchschnittlich - nach wie vor exorbitante - 8.7% erwartet. Überraschend waren es dann nur 8.5%. Dies vom Juli 2021 auf den diesjährigen Juli gerechnet. Vom Juni auf Juli diesen Jahres wurde keine weitere Teuerung gemessen. Dies alleine hat Präsident Biden zur Aussage hinreissen lassen, die USA hätten 0% Inflation. 

Die leicht besseren Inflationszahlen kommen in erster Linie vom Nahrungsmittel- und Energiesektor. Die ggü. dem Juni leicht rückläufigen Energiepreise haben sich positiv ausgewirkt. Schaut man auf die Monatsveränderungen und unterscheidet zwischen Kerninflation (KPI exklusiv Energie- und Nahrungsmittel) und Gesamt-KPI, so sieht man einen klaren Unterschied bei der Monatsveränderung. Man darf aber nicht vergessen, dass wir in der Jahresveränderung nach wie vor von 32.9% höheren Energiepreisen redet in den USA. 

Nachdem die US-Regierung in der vorherigen Woche vermeintlich grandiose Arbeitsmarktzahlen präsentierte, hätten die Amerikaner ja allen Grund zum Feiern. Doch ist das wirklich so?

Coprnic's take

Das Jubeln ist verfrüht und ein Hohn für die arbeitende Bevölkerung. Erstens ist es allgemein zu hinterfragen, ob der KPI der richtige Massstab für die Teuerung ist. Wir haben bereits in der ersten Statistik-Vorlesung gelernt, dass Durchschnittswerte jeweils mit Vorsicht zu geniessen seien. Und nun packt eine zentralisierte Behörde etliche Produkte in einen Warenkorb und bestimmt, wie teuer das Leben unser aller ist. Aber für wen genau? Welche Produkte sind inkludiert? Wie ist die Qualität der Produkte? Unzählige Fragen, die auf eine einzige Zahl runtergebrochen werden. Da sollte man immer skeptisch sein. Nun gehen wir aber der Einfachheit halber davon aus, dass diese Zahlen akkurat sind. Dann ist zweitens der Fakt, dass das Leben für die Durchschnittsbürger nach wie vor 8.5% teurer ist als letztes Jahr unhaltbar. Ersparnisse, Renten und Leben werden zerstört. Leider scheinen die Verantwortlichen aber komplett den Bezug zur Realität verloren zu haben, wie SF Fed Präsidentin Mary Daly bewies. Sie meinte nämlich, sie spüre die Inflation nicht wirklich und es störe sie auch nicht so, sie hätte ja genug.Die Arbeitsmarktdaten können auch genau das Resultat gegenteiliger Entwicklungen sein. Nämlich, dass viele US-Amerikaner:innen einfach am Ende des Monates nicht genug Geld haben und deshalb zwei Jobs annehmen müssten. Das würde auch die rekordhohen Kreditkartenschulden erklären. Von Erholung kann deshalb keine Rede sein. So sieht das im Übrigen auch der Kapitalmarkt, welcher in den nächsten zwei Jahren durch eine inverse Zinskurve eine starke Rezession prophezeit. Dieser 2-10 Spread wie in der Finanzwelt genannt wird, zeigt dass Investoren für eine zweijährige Anleihe einen höheren Zins verlangen als für eine zehnjährige.Die EU und die EZB stecken ebenfalls in einer alles andere als angenehmen Situation. Lyn Alden schreibt dazu ausführlich in ihrem Blog und wir sind gespannt auf die neusten Inflationszahlen von diesem Donnerstag, dem 18. August. Nächste Woche gehen wir ausführlich darauf ein.

Weltweit grösster Vermögensverwalter BlackRock bald mit Bitcoin Trading und Private Trust für institutionelle Investoren

Anfang August wurde die Partnerschaft zwischen Coinbase ($COIN) und BlackRock bekannt. Die zuvor gebeutelte Aktie der Crypto-Börse hat darauf sprunghaft um 50% zugelegt. Die offiziell von BlackRock kommunizierte Partnerschaft kommt insbesondere überraschend nachdem der Gründer und CEO, Larry Fink, im letzten Jahr noch verlauten liess, dass er keinen Wert in Bitcoin sehe. Auch gäbe es kein Interesse von institutionellen Investoren. Dies scheint sich nun geändert zu haben... 

Nach Fidelity ist BlackRock nun schon das zweite Wallstreet Schwergewicht mit Bitcoin Dienstleistungen. Fidelity ist bereits länger stark exponiert und hat mit Fidelity digital assets eine dezidierte Einheit gegründet, die sich ausschliesslich um digitale Vermögenswerte kümmert. Als eines der ersten Produkte lancierten sie im März letzten Jahres einer der ersten Bitcoin Futures ETF. Weiter überraschte Fidelity im Juni diesen Jahres mit der Meldung, dass sie neu auch Bitcoin in den 401(k) Plänen ermöglichten. 401(k) sind die Vorsorgepläne der USA und sind ungefähr vergleichbar mit der 3. Säule der Schweiz (Betonung liegt auf "ungefähr").

Während Fidelity schon schwer vorstellbar viel Geld verwaltet, so legt BlackRock direkt noch einen drauf. Und zwar sind sie mit knapp USD 10 Billionen nochmals mehr als doppelt so gross. Nachdem die Handels-Dienstleistungen in der Partnerschaft mit Coinbase bereits für Aufregung sorgten, sind die News von letzter Woche noch fast wichtiger. Und zwar wird BlackRock neu auch einen Trust für institutionelle Investoren anbieten. Damit vereinfacht BlackRock das Investieren und das Halten von Bitcoin für die weltweit grössten Investoren. Für Bitcoin ist das insofern relevant, als dass die Liquidität enorm verbessert wird, Bitcoin eine höhere Maturität erlangt und insbesondere aber auch die Nachfrage nach der ultimativ beschränkten Währung stärker gesteigert wird. Das Wichtigste ist dementsprechend auch das Zitat von Larry Fink:

“Despite the steep downturn in the bitcoin price, we are still seeing substantial interest from some institutional clients in how to efficiently and cost-effectively access these assets using our technology and product capabilities”

Coprnic's take

BlackRock geniesst in der ersten Generation der Bitcoiner einen sehr zweifelhaften Ruf. Die libertär angehauchte Kultur der ersten Bitcoin Befürworter goutiert BlackRock's Nähe zum Staat und zur Wallstreet nicht. Allerdings ist nicht von der Hand zu weisen, dass institutionelle Investoren bei der weltweiten Adoption helfen werden. Wenn die vermögendsten Investoren beginnen zu verstehen, wie Bitcoin effektiv funktioniert, so wird das höchstwahrscheinlich positiven Einfluss auf den Preis haben.Ich habe lediglich Bedenken, ob es nicht zu früh ist. Das Wissen rund um Bitcoin ist noch ungenügend in der breiten Bevölkerung. Und Bitcoin sollte eine bottom-up Bewegung sein, die Chancengleichheit ermöglicht. Eine grosse Befürchtung meinerseits war immer, dass die Technologie nicht genug schnell erkannt wird bei den Menschen, für die es eigentlich am Besten geeignet ist. Aber da versuchen wir ja jetzt mit Coprnic unseren Teil dazu beizusteuern!

Droht Pakistan das gleiche Schicksal wie Sri Lanka?

In Pakistan zeichnen sich gerade einige Tendenzen ab, die stark an den Kollaps von Sri Lanka in den letzten Monaten erinnern. Im vergangenen Mai machten verstörende Bilder aus Sri Lanka die Runde. Kilometerlange Schlangen vor leeren Tankstellen, der Sturm auf das Regierungsgebäude und der schlussendliche Kollaps der Regierung waren das Resultat von jahrelanger Misswirtschaft.

Beide Länder haben eine grüne Landwirtschaft fördern wollen (wie der damalige Premierminister Imran Khan hier bestätigt) und haben dabei die effektiven Gegebenheiten ignoriert. Während in Sri Lanka alles den Bach runter ging, sieht's in Pakistan noch nicht ganz so schlimm aus. Zwar wurde der Premierminister im April abgesetzt, der Wirtschaft geht es miserabel und die Bevölkerung leidet unter enorm hoher Inflation - aber es besteht noch Hoffnung.

Dabei spielt aber eine weitere Gemeinsamkeit der beiden Länder eine wichtige Rolle. Und zwar ihre Nähe zu China. Pakistan hat momentan noch zwei Monate (!!) Budget und ist dann auf neue Finanzierungen angewiesen. China ist derzeit zögerlich, haben sie doch auch einige wirtschaftliche Herausforderungen zu meistern wie die Financial Times berichtete. Sollte sich China gegen weitere Finanzierungen entscheiden, so bleibt Pakistan lediglich der Gang zum IMF. Dies ginge einher mit einer starken Austeritätspolitik, was den wirtschaftlichen Niedergang wohl beschleunigen würde. 

Coprnic's take

Der grosse Trumpf von Pakistan ist, dass sowohl Sri Lanka als auch Pakistan für China geografisch wichtige Länder sind. Beide sind zentral für die sogenannte Belt and Road Initiative (BRI). Mit dieser möchte sich China weiterhin guten Marktzugang zu Europa sichern und es ist nicht davon auszugehen, dass China beide Länder gleichzeitig in den wirtschaftlichen Niedergang schlittern lässt. Von daher ist zu hoffen, dass sich Pakistan wieder erholen wird, sollten denn auch die richtigen Massnahmen ergriffen werden. Zu den richtigen Massnahmen zählen u.a.:- eine Währung, auf die sich die Bevölkerung verlassen kann und ihre Zeit und Energie nicht verschwendet wird.- Abkehr von ideologisch gefärbten und zentralisierten Entscheidungen zur Steuerung der Wirtschaft.

Meme of the week: Etwas zum Schmunzeln für Bitcoin Investoren